Seit dem 1. August 2025 ist Adrian Schmidt hauptberuflich beim TV Jahn Wolfsburg tätig – als Trainer, Impulsgeber und Ansprechpartner für Spielerinnen, Spieler und Eltern. Wir haben mit ihm über seine Basketballreise gesprochen, über seine Trainingsphilosophie, seine Ziele beim TV Jahn – und darüber, was ihm neben dem Spielfeld wichtig ist.
Adrian, du bist noch jung, aber hast schon eine Menge Erfahrung gesammelt. Wie hat deine Basketball-Reise eigentlich angefangen?
Ich habe mit 12 Jahren angefangen zu spielen – eher zufällig eigentlich. Mein Vater war Schiedsrichter und oft in der Halle unterwegs, das hat mich neugierig gemacht. Mit 13 wollte ich dann selbst pfeifen, durfte aber offiziell erst mit 14 loslegen. Ich war dann schnell regelmäßig als Schiedsrichter im Einsatz. Kurz darauf kam das Coaching dazu: Mit 15 oder 16 habe ich meine erste eigene Mannschaft übernommen – das war damals eine U10. Ich war motiviert, hab viel ausprobiert und gleichzeitig versucht, von erfahreneren Trainern zu lernen. Ich war bei anderen Teams zu Gast, habe Trainings beobachtet, hospitiert – auch an Schulen oder später am Schloss Hagerhof, wo ich mit nationalen und internationalen Coaches zusammenarbeiten konnte. Dort war der Austausch besonders intensiv: Man schaut sich gegenseitig Übungen an, gibt Feedback, spricht über Trainingsmethoden. Das hat mir geholfen, meinen eigenen Stil zu finden – einen Mix aus vielen Eindrücken und eigenen Ideen.
Und wenn man dein Training heute besucht – was würde man da erleben? Was ist dir im Trainingsalltag wichtig?
Vor allem eine klare Mischung aus Spaß und Ernst. Ich finde, ein Training soll motivierend und energiegeladen sein – man darf lachen, man soll sich wohlfühlen. Aber gleichzeitig gilt: Wer kommt, der bringt Einsatz. Wer nicht bereit ist, Gas zu geben, darf auch mal eine Pause einlegen – aber bitte mit ehrlicher Kommunikation. Inhaltlich liegt mein Fokus stark auf Technik und individueller Entwicklung. Ich möchte, dass jeder Spielerin sich verbessert – egal ob Anfänger oder ambitionierter Leistungsspieler. Ich versuche, die Leute da abzuholen, wo sie stehen, und gemeinsam mit ihnen den nächsten Schritt zu gehen.
Du bist beim TV Jahn ja nicht nur für den Jugendbereich verantwortlich, sondern trainierst auch die Herren 1. Welche Perspektive siehst du dort – sowohl für das Team als auch für einzelne Spieler?
Da sehe ich viel Potenzial. Wir haben einige sehr talentierte, junge Spieler, die mit der richtigen Einstellung und Trainingsmoral richtig weit kommen können. Aber das ist genau der Knackpunkt: Talent ist nur der Anfang. Entscheidend ist, wie konsequent man trainiert, wie regelmäßig man kommt und wie viel Einsatz man zeigt. Natürlich gibt’s immer mal verständliche Gründe, warum jemand nicht kann – Schule, Krankheit, familiäre Dinge. Aber wenn Absagen zur Gewohnheit werden, bremst das die ganze Entwicklung. Wer wirklich besser werden will, muss konstant dranbleiben. Langfristig wollen wir mit den Herren 1 in höhere Ligen. Und wir wollen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs entwickeln, die diesen Weg mitgehen können. Gleichzeitig verlieren wir die Breite nicht aus dem Blick – ohne eine stabile Basis gibt’s auch keine Spitze.
Du wirst auch im Minibereich aktiv sein – bei den ganz Kleinen also. Was ist dir da besonders wichtig?
Viele unterschätzen ja, wie anspruchsvoll die Arbeit mit Kindern ist. Absolut – gerade im Minibereich braucht man viel Fingerspitzengefühl. Ich habe vor Kurzem die Minitrainer-Offensive (MTO) des Deutschen Basketball Bundes abgeschlossen – das ist eine einjährige Fortbildung, die sich genau auf diesen Altersbereich konzentriert. Inzwischen darf ich sogar selbst das Minitrainer-Zertifikat weitergeben. Das Schöne am Minibasketball ist, dass man dort den Grundstein legt – nicht nur sportlich, sondern auch sozial. Es geht darum, spielerisch zu lernen, sich auszuprobieren, Neues zu entdecken. Ich arbeite mit vielen kleinen Spielen, viel Bewegung, Wettbewerb – aber immer so, dass niemand überfordert wird. Jeder soll sich willkommen fühlen und Spaß an der Bewegung entwickeln. Die Freude am Spiel ist in dem Alter wichtiger als das Ergebnis.
Du hast es schon angesprochen: Basketball ist ein Teamsport, bei dem auch das Umfeld eine große Rolle spielt. Welche Rolle spielen für dich Eltern, Fans und Vereinsmitglieder? Was wünschst du dir da konkret?
Unterstützung, ganz klar. Und zwar auf verschiedenen Ebenen. Bei Auswärtsspielen sind es oft die Eltern, die den Unterschied machen – durch Fahrdienste, Anfeuerung oder einfach durch Präsenz. Das macht was mit den Kids, wenn sie merken: Da ist jemand, der sie unterstützt. Aber ich wünsche mir auch, dass Eltern ihre Rolle klar verstehen: Coaching ist Sache der Trainer. Wenn von außen ständig reingerufen wird, verunsichert das die Kinder eher. Besser ist es, positive Stimmung zu machen – das hilft mehr, als man denkt. Dazu kommen viele kleine Dinge: Kampfgericht, Buffetdienste, organisatorische Aufgaben im Hintergrund. Wenn sich viele einbringen, wird der Aufwand für alle kleiner. Und was ich besonders wichtig finde: Junge Leute sollten ermutigt werden, sich auch mal als Trainerinnen, Schiedsrichterinnen oder im Kampfgericht auszuprobieren. Das erweitert den Horizont – und stärkt den Verein.
Lass uns nochmal einen Schritt zurückgehen und den Blick weiten: Wie nimmst du die Entwicklung des Basketballs in Deutschland wahr – und welche Chancen siehst du konkret beim TV Jahn?
Basketball in Deutschland hat sich in den letzten Jahren richtig gut entwickelt – sowohl in der Spitze als auch in der Breite. Der WM-Titel war ein riesiger Push, und die Tatsache, dass derzeit sieben deutsche Spieler in der NBA aktiv sind, macht den Sport für viele junge Leute noch attraktiver. Solche Momente muss man nutzen. Ich bin deshalb schon aktiv auf Schulen in Wolfsburg zugegangen, um Basketball in den regulären Sportunterricht zu bringen. So erreichen wir viele Kinder frühzeitig – und können sie für den Vereinssport begeistern. Klar, Wolfsburg ist stark vom Fußball geprägt – das macht es nicht immer einfach, andere Sportarten sichtbar zu machen. Aber genau da sehe ich auch eine Chance: Wenn wir es schaffen, Identifikation mit dem Verein aufzubauen, z. B. durch gemeinsame Kleidung, durch Außendarstellung, durch Turniere, dann setzen wir ein Signal. Wir wollen zeigen: Basketball beim TV Jahn ist mehr als nur ein Hobby – es ist Gemeinschaft, Entwicklung, Leidenschaft.
Zum Schluss noch ein Ausblick: Was hast du für die kommende Saison geplant? Und worauf freust du dich besonders?
Ich freue mich auf viele Dinge – vor allem aber auf die internationalen Turniere, die wir fest im Jahresplan verankert haben. Zwischen Weihnachten und Neujahr, zu Ostern – das sind Highlights für die Jugendlichen, sportlich wie persönlich. Solche Fahrten fördern nicht nur die Leistung, sondern auch wichtige Soft Skills: Eigenverantwortung, Teamgeist, interkulturelles Verständnis. Es geht darum, gemeinsam etwas zu erleben – und dabei zu wachsen. Insgesamt wünsche ich allen Mannschaften eine erfolgreiche, verletzungsfreie Saison – und vor allem viele gute gemeinsame Momente.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Spielerinnen, Eltern, Trainerkolleginnen – und auf das, was wir gemeinsam auf die Beine stellen können